Die von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) vorgelegte Machbarkeitsstudie berichtet über den ersten experimentellen Einsatz eines Fahrradsimulators, der in Zusammenarbeit mit dem Würzburger Institut für Verkehrswissenschaft (WIVW) entwickelt wurde. Der Simulator ist ein Modell, bei dem ein echtes, mit Sensoren ausgestattetes Trekking-Fahrrad auf einem passiv leicht beweglichen Schlitten montiert ist. Die virtuelle Umgebung wird auf zehn großen Bildschirmen dargestellt, die ein horizontales Sichtfeld von 300 Grad und ein vertikales Sichtfeld von 100 Grad bieten. Die Fahraufgaben werden von der Simulationssoftware SILAB gesteuert, die ebenfalls vom WIVW entwickelt wurde. Ziel der Studie war es, die Eignung des Simulators für die Beobachtung des Fahrverhaltens insbesondere älterer Erwachsener zu bewerten und seine technische Leistungsfähigkeit, Benutzerakzeptanz und Validität zu beurteilen.
An dem Experiment nahmen 35 ältere Fahrer (Alter 65-89, Mittelwert 72,4, 65,7 % Männer) und 31 jüngere Fahrer (Alter 25-50, Mittelwert 38,4, 48,4 % Männer) teil. Die Teilnehmer absolvierten drei Trainingsfahrten, um sich an den Simulator zu gewöhnen, gefolgt von vier Testfahrten, bei denen Geschwindigkeitsdaten aufgezeichnet, Fahrfehler von Beobachtern protokolliert und subjektive Bewertungen anhand von Fragebögen zur Selbsteinschätzung erhoben wurden. In der Studie wurden die Abbrecherquote, die Simulatorkrankheit und die wahrgenommene Realitätsnähe der virtuellen Umgebung (Augenscheinvalidität) gemessen. Der Bericht enthält zwar keine expliziten Zahlenwerte für die Abbrecher- oder Krankheitsquote, stellt aber fest, dass diese Messgrößen systematisch ausgewertet wurden und der Simulator im Allgemeinen gut vertragen wurde. Die von SILAB erhaltenen Geschwindigkeitsvergleichsdaten zeigten, dass die simulierten Fahrgeschwindigkeiten innerhalb akzeptabler Grenzen mit den realen Fahrgeschwindigkeiten übereinstimmten, was die technische Zuverlässigkeit des Systems bestätigt. Beobachter zeichneten eine Reihe von Fahrfehlern auf, und die Selbstberichte der Teilnehmer zeigten Unterschiede zwischen der wahrgenommenen und der extern bewerteten Leistung, was die Bedeutung von Daten aus mehreren Quellen in Simulatorstudien unterstreicht.
Die Studie kontextualisiert auch die Relevanz von Senioren als Zielgruppe. Im Jahr 2020 waren 18,7 % aller deutschen Fahrradunfälle mit Fahrern im Alter von 65 Jahren oder älter verbunden, obwohl Senioren nur 22 % der Bevölkerung ausmachen. Das Risiko tödlicher Fahrradunfälle für Senioren ist in den letzten vier Jahrzehnten um 96,9 % gestiegen, was die Notwendigkeit einer gezielten Sicherheitsforschung unterstreicht. Die Fähigkeit des Simulators, realistische Fahrbedingungen für diese gefährdete Gruppe nachzubilden, ist daher von besonderer Bedeutung.
Zu den von den Autoren eingeräumten methodischen Einschränkungen gehören die relativ kleine Stichprobengröße, die Verwendung einer einzigen Simulatorplattform und das Fehlen einer langfristigen Nachbeobachtung. Die Autoren schlagen vor, dass zukünftige Arbeiten den Teilnehmerkreis erweitern, zusätzliche physiologische Messungen einbeziehen und die Simulatorleistung mit realen Radfahrdaten vergleichen sollten, um das System weiter zu validieren.
Das Projekt war eine gemeinsame Anstrengung der BASt und der WIVW, wobei die BASt den Forschungsrahmen und die Finanzierung bereitstellte und die WIVW die Simulatorhardware, die Software (SILAB) und das methodische Fachwissen beisteuerte. Die Studie wurde über einen Zeitraum durchgeführt, der die Rekrutierung, die Schulung, die Tests und die Datenanalyse umfasste, wobei der Bericht keine genauen Daten nennt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Fahrradsimulator ein vielversprechendes Instrument zur Untersuchung des Radfahrverhaltens von Senioren ist. Er bietet eine kontrollierte Umgebung, in der sowohl objektive Leistungsdaten als auch subjektive Erfahrungen der Nutzer erfasst werden können.
