Das Projekt AutoFipS untersuchte die technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale des automatisierten Fahrens in peripheren Siedlungsstrukturen, mit besonderem Fokus auf mobilitätseingeschränkte Nutzergruppen wie Studenten, Senioren und Menschen mit Behinderungen. Die vom IVM Institut für Vernetzte Mobilität (IVM) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) durchgeführte Studie lief vom 1. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2018 und wurde unter dem Förderkennzeichen 16AVF2002A gefördert. Das Projekt diente als Machbarkeitsstudie für nachfolgende Phasen, einschließlich der Einrichtung eines Testfelds im Großraum Dresden und der Durchführung von Feldversuchen mit ausgewählten Anwendungsfällen.
Die technische Arbeit wurde in drei Hauptarbeitspakete aufgeteilt. Arbeitspaket 1 (AP 1) führte eine sekundärstatistische Analyse durch, um demographische und Mobilitätsindikatoren für ländliche und städtische Gebiete in Sachsen zusammenzustellen. Es identifizierte Unterschiede in den Mobilitätsmustern und bewertete die Verfügbarkeit flexibler Mobilitätsdienstleistungen, einschließlich Mobility-as-a-Service, kollaborative Mobilitätskonzepte und Autonomous Mobility on Demand (AMoD) Modelle. Die Analyse kartierte auch den aktuellen Stand der ländlichen Mobilität, untersuchte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die sich auf automatisiertes und vernetztes Fahren konzentrieren, und untersuchte das Mobilitätsverhalten gefährdeter Gruppen. Das Ergebnis war ein umfassender Überblick über die ländliche Mobilität und das Potenzial für flexible Dienstleistungen in Sachsen.
Arbeitspaket 2 (AP 2) entwickelte ein multikriterielles Bewertungskonzept für das automatisierte Fahren. Fünf Zieldimensionen – Soziales, Wirtschaft, Sicherheit, Umwelt und Nutzerakzeptanz – wurden definiert, um die Interessen der verschiedenen Interessengruppen zu berücksichtigen. Es wurde ein zweistufiger Ansatz gewählt: Zunächst wurden mit einem auf einer Nutzwertanalyse basierenden Standortauswahlmodell optimale Testfeldstandorte in der Region Dresden ermittelt, wobei der demografische Bedarf, die Anpassung der Infrastruktur, die Zugänglichkeit zu Dienstleistungen und die Verkehrssicherheit berücksichtigt wurden. Zweitens bewertete eine Potenzialanalyse die Vorteile automatisierter Fahrzeuge für mobilitätseingeschränkte Gruppen. Dabei wurden die individuellen und gesellschaftlichen Vorteile wie verbesserte Verkehrseffizienz, erhöhte Sicherheit, reduzierte Treibhausgasemissionen und verbesserte Zugänglichkeit quantifiziert. Der Bewertungsrahmen wurde auf kommunale Daten für Sachsen angewandt und auf das Jahr 2030 projiziert, um eine Entscheidungsgrundlage für Testfeldstandorte zu schaffen.
Arbeitspaket 3 (AP 3) wendete das Bewertungssystem auf drei Anwendungsfälle an – Schülerverkehr, Seniorentransport und Mobilität für Menschen mit Behinderungen – innerhalb der vorgeschlagenen Testfeldstandorte Dippoldiswalde und Großenhain. Die Studie erstellte Kostenschätzungen für den Bau und den Betrieb des Testfelds, analysierte Business Cases für öffentliche Verkehrsbetriebe und private oder kooperative Mobilitätsdienstleister und identifizierte potenzielle Technologieträger für AMoD-Konzepte. Eine exemplarische Kostenanalyse belegte die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Betreibermodellen mit automatisierten Fahrzeugen, während eine tabellarische Auswertung geeignete Technologiepartner aufzeigte.
Die Ergebnisse von AutoFipS bieten eine solide Evidenzbasis für die Gestaltung zukünftiger Testfelder und die Integration des automatisierten Fahrens in ländliche Mobilitätspläne. Die Bewertungsmethodik ist auf andere Regionen übertragbar, so dass der Ansatz der Studie für die Realisierung von Testfeldern anderswo repliziert werden kann. Durch die Berücksichtigung bisher wenig erforschter sozialer und wirtschaftlicher Aspekte erweitert das Projekt die derzeitige Forschungslandschaft über stadtzentrierte Studien zum automatisierten Fahren hinaus und bietet umsetzbare Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger, Mobilitätsanbieter und Technologieentwickler, die die Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit in peripheren Siedlungsstrukturen verbessern wollen.
