Das Projekt PARADISE hatte zum Ziel, eine sichere, datenschutzfreundliche Architektur für das Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM) in der Dopingbekämpfung zu entwickeln und zu implementieren. Fraunhofer AISEC leitete die technischen Bemühungen und koordinierte die Entwicklung von IAM-Komponenten, die Integration von Partnermodulen und die Bereitstellung eines Demonstrationssystems. Die Architektur basiert auf einem Docker-basierten Microservice-Stack, der den unabhängigen Einsatz der von den Konsortialpartnern bereitgestellten Komponenten ermöglicht. Zu den wichtigsten Sicherheitsmechanismen gehören OAuth2 mit OpenID-Connect für eine föderierte Identität, User-Managed Access (UMA) für eine feingranulare Datenfreigabe und ein geolokalisierungsbasiertes Autorisierungsmodul, das XACML-RBAC erweitert, um standortbezogene Richtlinien zu unterstützen. TLS/SSL wird in der gesamten Infrastruktur des Demonstrators eingesetzt, um alle Webschnittstellen zu sichern.
Während der Implementierungsphase (AP3) führte Fraunhofer AISEC einen versionsgesteuerten Entwicklungszyklus mit Git-Zweigen und kontinuierlichen Integrationspipelines ein. Dedizierte „Entwickler“- und „Demo“-Instanzen des PARADISE-Systems wurden gepflegt, um schnelle Iterationen und Tests zu ermöglichen. Das Team entwarf außerdem ein dezentrales Autorisierungskonzept, um den komplexen Vertrauens- und Rollenstrukturen bei der Dopingbekämpfung Rechnung zu tragen. Diese Konzepte wurden formell dokumentiert und teilweise in den Demonstrator integriert, während die übrigen Forschungsergebnisse in von Experten begutachteten Publikationen veröffentlicht wurden.
Die nutzerzentrierte Evaluierung (AP4) umfasste eine Usability-Studie, die am 24. und 25. Juli 2017 in Gilching bei München durchgeführt wurde. Athleten und Anti-Doping-Kontrollbeamte interagierten mit dem System und gaben Feedback, das systematisch analysiert wurde und in die nachfolgenden Entwicklungsschritte einfloss. Die Ergebnisse der Studie flossen in die Verfeinerung der Benutzeroberfläche und der zugrunde liegenden Autorisierungslogik ein. Im Abschlussbericht wurden keine expliziten quantitativen Leistungskennzahlen angegeben. Der Demonstrator wurde jedoch als reif für eine öffentliche Vorführung eingestuft, was darauf hindeutet, dass die Funktions- und Sicherheitsanforderungen erfüllt wurden.
Fraunhofer AISEC hat auch eng mit Partnerinstitutionen im Bereich Datenschutz und Privatsphäre zusammengearbeitet (AP2). In Zusammenarbeit mit dem ULD entwickelte das Team eine Spezifikation für Datenschutzrichtlinien, die festlegt, welche Daten und Aktionen des Athleten protokolliert werden und abfragbar sind. In Zusammenarbeit mit der gekko GmbH wurde ein umfassendes Identitäts-Attribut- und Rollenmodell erstellt, das die für Anti-Doping-Workflows erforderlichen dezentralen Vertrauensbeziehungen formalisiert. Diese Datenschutz- und Sicherheitsspezifikationen wurden in das Systemdesign aufgenommen und dienten als Grundlage für die IAM-Implementierung.
Der Wissensaustausch (AP5) war eine Kernkomponente des Projekts. Die Zwischenergebnisse wurden durch Präsentationen auf einschlägigen wissenschaftlichen Konferenzen und Veröffentlichungen in etablierten Fachzeitschriften verbreitet, wodurch die Sichtbarkeit der Beiträge des Projekts in der breiteren Forschungsgemeinschaft erhöht wurde. Die Kooperationsstruktur des Konsortiums umfasste mehrere deutsche Forschungsinstitute – FIT, Uniscon, TU Berlin, TUB und andere – die jeweils spezielle Module wie Geofencing, rollenbasierte Autorisierungsprotokolle und TLS/SSL-Infrastruktur beisteuerten. Das Fraunhofer AISEC leistete sowohl technische als auch organisatorische Unterstützung bei Pilotversuchen und Evaluierungen, um sicherzustellen, dass das System die strengen Anforderungen der Anti-Doping-Behörden erfüllte.
Das Projekt PARADISE wurde im Rahmen von Horizon 2020 der EU finanziert und hatte eine mehrjährige Laufzeit. Während der gesamten Projektlaufzeit hat das Konsortium rechtliche, technische und benutzerfreundliche Überlegungen eng miteinander verknüpft. Das Ergebnis ist ein Demonstrator, der eine robuste, datenschutzfreundliche IAM-Lösung zeigt, die auf die besonderen Anforderungen von Anti-Doping-Maßnahmen zugeschnitten ist.
